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Wochenendtrip: Zhu Shan Forrest Park

Schlange stehen für eine Fährfart
Schlange stehen für eine Fährfart

Ein Wochenende naht, die Wettervorhersage ist spitze: wir machen nen Trip. Unser Ziel ist es, binnen eines Tages zu unserem Hotel in JiaoNan zu gelangen. Luftlinie sind etwa 50 km, allerdings sind wir durch eine wunderschöne und recht große Bucht getrennt: JiaoZhouWan.

Diesmal waren wir zu zweit: und so gingen wir nach dem Frühstück zuversichtlich zu unserer StammBushaltestelle. Nach gefühlten 30 Minuten Rumgestehe und erfolglosem Gewarte haben wir den Standort gewechselt und sind zu einer anderen Haltestelle gelaufen, um wenigstens einen Bus Richtung Innenstadt zu bekommen. Nach ner einstündigen Fahrt waren wir auch endlich am Hauptbahnhof und mussten einigen geschäftstüchtigen Typen klar machen, dass Laufen als Distanzüberwindung auch Absicht sein kann. Nach mehreren Abkürzungen [also: Umwegen] kamen wir am Fähranleger an. Die Fähre scheint das logischste Verkehrsmittel, um eine Bucht zu überwinden. Touristische Ziele werden hier übrigens durch fliegende Händler markiert. Das ausgefallenste [neben ner Menge Schildkröten, von denen vielleicht eine bald zum Haustier wird] gab es einen zugeschweißten Plastikbeutel mit zwei Steinen und nem Goldfisch drin: als Schlüsselanhänger!

Diesmal ging es durch einen relativ laschen Sicherheitscheck [am Bahnhof wird Gepäck und Person gescannt!] - aber hier war die Anlage eher ausser Betrieb. Also Ticket kaufen [7 Yuan] und Schlange stehen.

RIP, Patrick
RIP, Patrick

Zum Glück sind wir gleich mit auf die erste Fähre gekommen und konnten nun etwa 30 Minuten NebelSightseeing machen. Das größte Sicherheitsgefühl auf der Fähre hatte ich draussen an Deck. In Huangdao [eigentlich einem weiteren Stadtteil Qingdaos an dem südlichen Ufer der Bucht] angelangt gabs Schildkröten und unfassbar viele getrocknete Seesterne. Wollen wir aber nicht. Wir suchen einen Bus in den NationalPark! Die Linie 12 sollte es werden: fahren bis Endstation. Es ging durch Industrieparks und vorbei an kleinen Dörfern - und irgendwann dachten wir schon, da kommt nix mehr...aber nach ner knappen Stunde waren wir am Ziel.

Willkommen in der Idylle
Willkommen in der Idylle

Der Zhu Shan National Forrest Park lag vor uns, Eintritt 44 Yuan. Ein riesiger Park mit wunderschöner Berglandschaft, vorsichtig erwachenden frühlingshaften Bewuchs...und unzählbar vielen Treppen! Chinesen nehmen nicht nur Eintritt für Berge: sie bauen auch Treppen. Die Vermutung bleibt, dass ein Chinareisender die Rolltreppe erfunden haben muss. Wir folgen aber unserer Guide Map [mit chinesischen Schriftzeichen] und hangeln uns von Scenic Spot zu Scenic Spot. Die Flüsse und Wasserfälle sind hier leider noch ausgetrocknet, weil die Regenzeit erst in ein paar Monaten beginnt, also müssen wir auf das beruhigende Rauschen leider noch verzichten, dafür können wir aber wunderhübsche Aussichten genießen!

Wir erreichten das erste größere Ziel unseres Marsches: die Qi Great Wall. Tatsächlich gibt es auch hier eine Mauer. Also: im Treppen und Mauern bauen sind sie hier ganz groß! Und als eines der wenigen weiteren Völkchen, die sich durch Mauern einen Namen gemacht haben, besteigen die beiden Deutschen flugs diese Mauer.

von Hügel zu Hügel zu Hügel
von Hügel zu Hügel zu Hügel

Da die Great Wall offensichtlich dazu gedacht war, ein Tal dichtzumachen, warteten links und rechts Berggipfel. Da wir schon uns für den rechten Weg entschieden haben, mussten wir in auch zu Ende gehen. Und so wartete am Ende des Weges, der auf der Mauer entlang führte, eine Treppe. Am Ende dieser Treppe konnte man den Bergkamm erkennen. Am Ende: ein Hügel, also sind wir fix dorthin, um eine noch bessere Aussicht zu bekommen. Dort angelangt mussten wir feststellen, dass es noch einen weiteren Hügel gab, der etwas höher war. Nun gut, hin da! Naja, und auch dort angelangt gab es noch einen höher gelegenen Gipfel am Ende des Weges über den Bergkamm. Also weiter. Dort angelangt waren wir nun wirklich der höchste Punkt in näherer Umgebung. Aber in der Ferne sah man schon: einen noch eindrucksvolleren Berg!

South Heavenly Gate ist der Name dieses Berges - und damit auch der Name unseres nächsten Ziels. Wieder runter von unseren Hügel kamen wir an einem kleinen idyllischen See vorbei, und ein Steintor mahnte uns - leider auf Chinesisch - davor, dass nun ein ernsthafter Aufstieg vor uns stand. Vielleicht. Oder es war Werbung für nen Schnellimbiss. Wir folgten also dem Schild: Uphill! Super, denn da es auch links einen Weg gab, musste das hier ein Rundkurs sein.

Aber erstma ging es nun durch ein kleines Wäldchen unaufhörlich Richtung Himmel - natürlich auf Treppen. Links und rechts säumten kleine, große und wirklich richtig große Steine unseren Weg, die liebevoll behauen wurden, so dass auf einem Stein - dem größeren - ein Philosoph abgebildet wurde, und auf einem anderen Stein - leider wieder nur in HanZi - seine schlauen Erkenntnisse standen.

Es scheint sich hier um einen Denkerweg zu handeln. Die Spruchsteine sind in guten Abständen positioniert, so dass man zwischendurch Zeit hat, darüber zu sinnieren. Und dann kamen wir auch an einem Stein vorbei, den die meisten Chinesen wohl weniger wortwitzig finden, als ein Deutschsprachiger: auf einem Stein war Einstein! Und irgendeine seiner klugen Weisheiten stand auf dem Nachbarstein.

Da wir nicht verstehen, was genau auf all diesen Steinen steht, geht es für uns einfach immer weiter bergauf. Endlich erreichen wir ein Plateau. Fantastische Aussicht über den Park. Zumindest in drei Richtungen - in der vierten Richtung liegt weiterhin ein ernsthafter Berg. Kurze Pause und weiter gehts.

Vorerst geht es auf ebenen, gemauerten Pfad um den Berg herum. Rechts Berg, links absperrungsfreier Abhang. Nach längerem Spazieren erreichen wir eine neue Treppe. Steiler und deutlich fieser als alle bisherigen. Dafür sind aus Bespaßungsgründen oder für die Motivation noch viel mehr Steine bemalt, behauen oder sonstwie bearbeitet. Immer weiter geht es hoch. Die bemalten Steine werden größer, und endlich ist es geschafft! Wir haben den Gipfel [fast] erreicht. Die Treppe endet auf einem Plateau und wir sind umgeben von Steinmalerein/hauereien. Ein natürlicher Pfad führt nun weiter hinauf. Und dann sind wir wirklich ganz oben. Unfassbar beeindruckend und wirklich schön! Endlich auch wieder Wind - und die Erkenntnis, dass dort ein Schild steht: Richtung Ausgang 3,5 km. Treppen. Noch kurz die Aussicht wirken lassen, vom Aufstieg erholen und dann wieder talwärts. Wir haben den höchsten Berg der Region erklommen - über Treppen. Ich mag China!

Der Abstieg wirkt anstrengender, als der Aufstieg, die Treppen sind unterschiedlich hoch, tief...schräg... aber irgendwann sind wir wieder im Tal. Die Sonne geht langsam unter, wir scheinen die letzten Besucher des Parks zu sein. Am Ausgang angekommen erkennen wir das Ausmaß. Kein Taxi, kein Bus. Nur zwei Studentinnen mitten im Nichts. Hmm. Mal wieder nen Motiv für einen schlechte Horrorfilm? Dort steht nämlich nur noch ein grauer MiniVan. Der will uns mitnehmen. Für 60 Yuan sogar bis nach JiaoNan - zu unserem Hotel. Zum Glück kommt ein Bus. Da wir nur noch in irgendeine Stadt wollen, in der wir dann ein Taxi nehmen können, steigen wir ein, haben lustige Diskussionen auf chinesisch - und sind hoffentlich auf dem richtigen Weg. Es steigen auch immer mehr Fahrgäste über die einzelnen Stationen ein, einige auch aufgehübscht, so dass eventuell die Stadt ihr Ziel sein könnte - und vor allem fährt der Bus tendenziell Richtung Süden. Der Busfahrer ist sehr bemüht uns zu helfen, und fragt jeden Neueinsteigenden, ob er denn English spräche, recht lange ohne Erfolg. Irgendwann aber hat Tatjana nen Handy am Ohr. Ein Chinese hat wen angerufen, der English kann. Eine lustige Diskussion entsteht, ein Gespräch über mehrere Menschen. Letztendlich spricht uns aber eine junge Chinesin an, dass sie uns zeigen wird, wie wir von der beinahe letzten Station des Busses nach JiaoNan kommen. Sehr schön! [obwohl dass der Punkt war, ab dem ich an Jens`Erfahrungen denken musste]

Eventuell ist dieser Absatz nichts für die männlichen - mit Beschützerinstinkt gesegneten - Menschen aus meiner unmittelbaren Umgebung! An besagter Haltestelle deutete die junge Frau nämlich auf einen grauen Minivan mit getönten Scheiben. Dies sei die einzige Möglichkeit, noch nach JiaoNan zu kommen. Um 20h würde kein Bus mehr fahren, die Menschen hier machen das alle so! Ein Taxi würde viel zu teuer sein, und die Strecke solang, dass wir vielleicht niemanden finden, der uns fahren wird. Häufig betont sie, dass es sehr safe sei, und die Bewohner von JiaoNan das schon ewig so machen. Sehr sehr lange haben wir gehadert, dann aber beschlossen, dass es nichts Schlechtes sein kann, denn der Fahrer stand an der Haltestelle und rief immer wieder JiaoNan aus, so dass wir irgendwann mit acht zusammengewürfelten Leuten in diesem Bus saßen. Einige hatten Einkäufe dabei, ein Mädel musste sich mit einem Klapphocker noch in den Fussraum setzen - und dann fuhren wir los. Für insgesamt 30 Yuan sind wir nach 45 Minuten Fahrt heile angekommen. Man scheint sich hier wirklich selbst zu helfen, und diese privaten Sammeltaxen verbinden auch zu späterer Stunde noch die abgelegenen Ortschaften.

QianQiuJiaRi Hotel
QianQiuJiaRi Hotel

Und so erreichten wir glücklich unser Hotel. Ein wirklich hübsches Hotel! Nach dem Einchecken schnell noch von der Sauberkeit des Zimmers überrascht sein - und schnell wieder an die Straße zum nächsten 24/7 Laden. Fertignudeln, Wasser und TsingtaoBier gekauft und zurück ins Zimmer. Dort gab es neben zwei Handtüchern pro Person und diversen Kosmetika auch einen Wasserkocher [fürs Abendessen] und einen TV!

Der erste TV seit Wochen!! Also frisch geduscht, mit Nudelpott und Bier ins Bett gepackt und chinesisches Unterhaltungsprogramm á la Takeshi´s Castle genossen! Genial.

Vor dem TV lag noch eine fragwürdige Liste aus, auf der es ein Sessel für 3800 Yuan gab, mit dem ZEW [Zähleinheitswort] für Mundstück, oder Mundöffnen. Prostitution ist in China verboten, aber vielleicht wollte hier ja wirklich jemand einen Sessel verticken...

Beim Einschlafen noch den Hinweis entdeckt, dass man Wertsachen zwischen die beiden Betten in einen Schrank positionieren sollte [damit die Nachtschwester weiß, wo sie gucken muss??] und endlich schlafen...

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Kommentare: 1
  • #1

    Venetta Kist (Samstag, 04 Februar 2017 06:02)


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