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                    DSGVO

Die letzte Chemo

die letzten Tropfen...
die letzten Tropfen...

Es ist geschafft. Was unendlich schien, hat endlich ein Ende. Richtige Freude kann noch nicht aufkommen, weil der Körper doch tatsächlich vollkommen zerschossen wurde. Aber das Wissen, dass es vorbei ist und dass in ein paar Tagen endlich Heilung einsetzen wird, das macht es alles irgendwie erträglicher.

Seit der 9. Chemo musste ich vor jeder Chemo mittels Filgrastim meine Granulozyten-Zahl steigern, damit der gefordert Grenzwert von 1500 während der Chemo nicht unterschritten wird. Mein LowScore lag bei 200, erfreulicherweise reichte an der Stelle ein Antibiotikum aus, so dass ich während meiner ganzen ChemoZeit nicht einmal stationär war.

Ich kann es kaum erwarten, wieder zu Kräften zu kommen, zu Essen, schmerzfrei zu sprechen...zu leben. Die letzten Tage waren tatsächlich die schlimmsten. Aber es ist ja auch kein Wunder. Seit Anfang April gab es ja nun wöchentlich (bis auf drei Aussetzer) ordentlich auf´s Maul. Ich hab mir einfach mal vorgenommen, dass es meine letzte Chemo is, so ein Scheiss mach ich nich wieder.

 

Sollte der Tumor aber tatsächlich irgendwann mal wiederkommen - und bis dahin gibt´s noch keine bessere Lösung - würde ich wieder die wöchentliche Gabe wählen. Die macht zwar echt fertig, aber wenn ich mich schon nich erholen kann, dann der Krebs schon gar nicht. Man kann wöchentlich ja einen höheren Pegel mit weniger Schwankungen und Erholungen für den Tumor halten, als bei drei bis vier Wochen Abstand zwischen den Chemos. Drei wöchentliche Gaben addiert ergeben eine höhere Dosis, als eine einzelne Gabe alle drei Wochen. Wenn man körperlich fit is und sich auf fünf bis sechs Monate NIX auch physisch gut einstellen kann, sollte man versuchen in eine Studie zu kommen, die wöchentliche Gaben vorsieht.

 

Das Wichtigste ist wirklich, dass man nich den Mut verliert. UND AUF GAR KEINEN FALL DEN HUMOR!! Wenn immer möglich, sollte man unter Leute gehen. Und wenn man das Haus nich mehr verlassen kann, müssen die Leute halt vorbeikommen. Was ich auch bis zum Schluss durchgezogen habe is Radfahren. Auch wenn die Kraft für den dritten von sieben Gängen schon nich mehr ausreicht: wenigstens kurz draußen sein, durch die Felder fahren und Wind und Sonne spüren tut so unendlich gut.

 

Klar, dass das keine allgemeingültigen Ratschläge sind, leider verträgt jeder die Chemo anders. Und leider kann keiner vorher sagen, wie. Mir is nur aufgefallen, dass junge Frauen deutlich besser mit der Diagnose klarkommen und ihren neuen Weg viel klarer sehen, als ältere. Junge Frauen gehen auch selbstbewusster mit ihrer neuen "Frisur" um, während die älteren ohne Perücke niemals das Haus verlassen würden. Da ich so ewig lila Haare hatte, war ich es ja gewohnt, dass die Menschen starren. Und bei Glatze starren sie genauso. Die Älteren leicht pikiert, die Jüngeren eher neugierig. Krebs is definitv nix, wofür man sich schämen muss! Und verstecken sollte man sich auch nich müssen. Trotzdem war meine Mütze steter Begleiter, weil mir während der letzten Monate eigentlich ständig kalt war. Und falls dann doch die Wechseljahre mit ihren Hitzewallungen zuschlugen, konnte man die Mütze schnell vom Kopp reissen. Meine Perücke hatte ich zweimal auf. Beim Anpassen nach dem Rasieren und auf nem Geburtstag, bei dem ich kein Bock auf nervige Fragen von Leuten hatte, die sich auch sonst nich melden. Vielleicht trag ich sie ja mal in ein paar Monaten, wenn es wieder kälter wird...aber bisher fand ich sie nur kratzig und stickig und drückend und ... nervig.

Seit März haben sich knapp 100 weitere Leutz dafür entschieden, dass Brustkrebs kuhl is.
Seit März haben sich knapp 100 weitere Leutz dafür entschieden, dass Brustkrebs kuhl is.

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