************2018************

 

                    DSGVO

HER2/neu und Herceptin

Ich bin HER2/neu +++. Während drei Plusse inner Schule noch recht gut waren, ist das beim Krebs eher blöd. Das bedeutet, dass ich sehr sehr viele Andockstellen habe, die der ungeliebte Mitbewohner zur Versorgung nutzt. Während ich mit der eigentlichen Behandlung mit den beiden Zytostatika (Paclitaxel und liposomales Docorubicin) durch bin, bekomme ich im Rahmen der Therapie insgesamt 18 x Herceptin im Dreiwochenrhythmus. Dabei handelt es sich um einen monoklonaren Antikörper, der außen auf der Zelle die Andockstationen belegt, die die Zelle zum Rumwuchern nutzen will. In den ersten sieben Wochen hab ich noch den Tyrosinkinasehemmer Lapatinib bekommen, der prinzipiell das Gleiche macht - nur innerhalb der Zelle, aber das fand meine Leber zu anstrengend.

 

Herceptin ist ein Wundermittel der Neuzeit! Wie schonma geschrieben: Es gab damals eine Studie, in der ein Teil der Frauen den Antikörper bekam und der andere Teil nicht. Die Studie musste aus ethischen Gründen abgebrochen werden, um Herceptin sofort allen Frauen zur Verfügung zu stellen. Zugelassen ist es eigentlich für metastasierten Krebs, aber mittlerweile gibt´s den auch für Primättumorkranke wie mich. Erfreulicherweise!

 

Im Zeitraum der Chemo sind sechs Gaben Herceptin bereits verabreicht worden, die siebte gab´s heute. Allerdings ist das total entspannt! Kleine Flasche zum Vorglühen, größere Packung Trastuzumab aka Herceptin und denn nochma ne kleine Flasche zum Nachspülen. Und ab nach Hause. Keine Cortison-, Magenschutz- oder SonstwasPräparate, im Gegensatz zu den letzten Monaten ein Spaziergang....oder Eisessen...oderso. Wenn es so läuft, wie geplant, gibt´s die letzte Runde am 15.04. und dann kommt auch endlich der Port raus.

 

An dieser Stelle sei nochma darauf hingewiesen, dass irgendwie jeder nen anderen Brustkrebs - und damit auch eine andere Behandlung - hat. Das war für mich wirklich neu, vorher war Brustkrebs gleich Brustkrebs...naja, und wenn ich ehrlich bin, Krebs gleich Krebs. Aber da kann man ja sooo viel differenzieren...

Da gibt´s dann die Standardfragen im Chemoraum:

- Hormonrezeptorpositiv oder negativ?

- HER2/neu?

- Welches Grading? G1 (langsam teilend, gut differenziert, aber deswegen auch schlecht mit Chemo besiegbar) bis G3 (eher doof, aber chemofreundlich) und G4 (richtig scheisse, weil nicht mehr von gesundem Gewebe differenzierbar!)

- Wie groß?

- Lymphknoten befallen? Gestreut?

Dann sortiert man sich mit seiner Diagnose unbewusst in die Antworten ein, und versucht die Panik der anderen einzuschätzen, denen es ähnlich ergangen is...und stellt fest, dass das eh alles albern ist. Mit unter 30 sollte ich nicht an Brustkrebs erkranken, also kann ich auch getrost auf irgendeine andere Statistik nen recht großen Haufen machen.

 

Für mich ist es nur wichtig, nachzulesen, was ich an Medikamenten bekomme, welche Optionen es noch gibt, wie ich mit den Nebenwirkungen klarkomme - und was der Therapieablauf noch so bringt. Aber Schritt für Schritt. Nicht in der Chemo schon mit den Nebenwirkungen der Bestrahlung verrückt machen oder sich überlegen, dass wahrscheinlich in den nächsten zwei Jahren eh was wiederkommt. Ich möchte einigermaßen informiert sein und nicht völlig unmündig in einem Arztgespräch alles abnicken, ohne zu wissen, worum es geht. Aber ich habe mir recht früh verboten, ernsthaft Foreneinträge von Frauen zu lesen, die mit der Diagnose überfordert sind.

 

Ob ich den Tumor nu besiegt habe, werde ich am 14.09. wissen. Aber ob ich geheilt bin, wird und kann mir keiner sagen. Aber es kann soviele andere Optionen geben, sein Leben zu verlieren! Ich bleib ja bei meiner Theorie, dass ehemalige Krebskranke später an Krebs sterben, weil sie alles Andere verweigern. Wer nicht mehr Bungeejumpen oder Bergsteigen geht und keine Autorennen fährt oder um die Welt reist, der läuft halt Gefahr, dass er an Krebs stirbt. Es gibt so viele Möglichkeiten, sich aus dem Genpool zu entfernen. Aber das hat in meinem Fall noch sehr viel Zeit.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Julia (Dienstag, 01 September 2020 19:08)

    Hallo,
    Falsch ,ehemalige Krebskranke die geheilt wurden sterben nicht an Krebs später wenn dieser vollständig vernichtet würde.Vielleicht an Herzinfarkt, Altersschwäche ect... Aber wenn der Krebs raus ist aus dem Körper und nicht wiederkommt ,kann man daran auch nicht sterben.

  • #2

    J (Dienstag, 01 September 2020 19:44)

    Moin Julia!
    Vielen Dank für Deine Nachricht - ich wusste gar nicht, dass der Blog noch existiert �
    Was ich eher meinte ist, dass viele nach einer Diagnose nur noch darauf warten, dass etwas zurückkommt.
    Ansonsten gebe ich Dir teilweise recht. Es gibt halt einfach genetische Bedingungen, bei denen man mehrfach erkranken kann, unabhängig wie und wann man den ersten Tumor besiegt hat!

    Ich hoffe, Du bist nicht betroffen - oder wieder fit!! �

    Alles Beste Dir!!

  • #3

    Julia (Freitag, 15 Januar 2021 11:40)

    Hallo,
    doch ich bin betroffen.
    Mein Tumor war her2 neu positiv und Hormonrezeptor positiv und mein Wächterlymphknoten war befallen.

  • #4

    J (Freitag, 15 Januar 2021 12:18)

    Hallo Julia!

    Das ist scheiße, ich hoffe aber, Du bist mit allem durch?
    Und ich wünsche Dir, dass Du Dich gut geschlagen hast - und vor allem den unerwünschten Mitbewohner vernichtet hast!

    Viele Grüße!